Vinos en Voz Baja
Ein Weingut mit dem Namen „Weine mit leiser Stimme“ klingt grundsätzlich schon mal für mich sehr interessant. In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit den Weinen der spanischen Region Rioja beschäftigt. Eines Tages bin ich eben auf dieses Weingut „Vinos en Voz Baja“ gestoßen. Genauere Informationen waren kaum zu bekommen. Eine Website gibt es zwar, aber die ist im Moment nicht aussagekräftig. Teilnahmen an Messen? Fehlanzeige. Ich werden noch neugieriger und versuche erfolgreich einen Termin im Rahmen einer Rioja-Reise zu bekommen. Es klappt.
Von Logrono aus fährt man eine gute Stunde Richtung Südosten, in das Gebiet Rioja Oriental. Hier ist es wärmer und trockener als in Rioja Alta oder Rioja Alavesa und die Rebsorte Garnacha dominiert. Die Winzer verkaufen im Regelfall ihre Trauben an die großen Marken oder liefern sie an die örtliche Kooperative. Nur ganz wenige Winzer trauen sich, die Weine selbst zu verarbeiten und unter eigenem Namen zu verkaufen. Einer dieser Mutigen ist Carlos Mazo. Er ist ein Vordenker und trotz seiner ruhigen Art auch zu einem Sprachrohr der jungen Generation hier geworden: „Rioja ist die beste spanische Weinregion und gehört zu den fünf oder sechs besten der Welt. Aber wenn wir so weitermachen, wird das nicht mehr lange so bleiben.“
Carlos Mazo bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Isabel Ruiz und mit Hilfe seines Vaters und der Familie etwa 6 ha rund um den Ort Aldenueva. Isabel ist Designerin und Fotografin, Carlos ein ausgebildeter Biologe und Önologe. Das junge, sympathische Paar empfängt uns mitten im Ort, unweit des Dorfplatzes, von wo uns Carlos zu Fuß abgeholt hat. Vor einigen Jahren haben sie in einer kleinen Garage begonnen eigene Weine aus den eigenen Trauben zu vinifizieren. Die Produktion wurde Schritt für Schritt erweitert und so wurde bald mehr Platz benötigt, was man im Gebäude eines ehemaligen Installateur-Betriebes gefunden hat. In den hinteren, kühleren Räumlichkeiten wurde eine Kellerei eingerichtet. Im vorderen Bereich ist das Büro und hier werden auch die Gäste empfangen, in lockerer Atmosphäre. Die Räumlichkeiten sind lässig gestaltet, man fühlt sich wohl.
Die Kellerei selbst könnte einfacher nicht sein. Es gibt zwar schon elektrischen Strom aber für viel mehr als Licht wird es hier nicht verwendet. Wenn ich mich nicht täusche gibt es noch nicht einmal eine Pumpe. Hier wird sehr handwerklich und natürlich gearbeitet, hands-off winemaking. Neben einer Korbpresse, einigen Foudres, Betonbehälter, Edelstahlbehälter sind auch eine ganze Reihe Glasballons zu sehen.
Das Ziel von Carlos ist es, alle eigenen Trauben eines Tages selbst zu verarbeiten und denkt dabei an eine maximale Produktionsmenge von 40.000 Flaschen. Davon sollte man ganz gut leben können und auch seinen Kindern eine gute Zukunft ermöglichen. Carlos wünscht sich, dass mehr und mehr Winzer in dieser fordernden Region versuchen werden, eigene Weine zu erzeugen und meint: „Rioja ist eines der großartigsten Weinbaugebiete der Welt, aber 40 große Unternehmen kontrollieren 80 % des Marktes. Die Genossenschaft war von grundlegender Bedeutung für die Stadt, aber jetzt ist eine andere Zeit und wir müssen andere Wege gehen. Wir müssen definieren, welche Weine wir herstellen möchten, was wollen wir von dieser neuen Generation.“ Alvaro Palacios aus dem Nachbarort Alfaro ist eine große Inspiration für Carlos. Er hat es vorgemacht, wie es gehen kann. Mit seinen La Montesa Weinen feiert er große Erfolge. Wir sind davon überzeugt, dass Carlos‘ „Vinos en Voz Baja - Weine mit leiser Stimme“ bald ähnlich große Beliebtheit erfahren werden! Diese Weine haben mich so bewegt, so gepackt, sie mussten ins Sortiment!
Ach ja, fast hätte ich es vergessen:
Tim Atkin MW kürte Carlos Mazo in seinem Rioja Special Report 2023 zu seinem „Young Winemaker of the year“!
- Tim Atkin MW: „Also new to me was Carlos Mazo’s Vinos en Voz Baja in the Rioja Oriental village of Aldeanueva. This is another inspiring venture – so much so that Carlos is my young winemaker of the year – working with ten parcels spread over just six hectares in Aldeanueva, Alfaro, Autol, Calahorra and Rincón de Soto. He started out in a garage in 2012 and has been in his own, very stylish boutique winery since 2020. The focus here is on old vine Garnacha (plus a bit of Calagraño and Tinto Velasco) of remarkable finesse and elegance. “I’m trying to change perceptions of the Rioja Oriental,” he told me. “I want to talk about these different villages and explain why they are different.”
- DECANTER Artikel von Fintan Kerr „Rioja’s next generation: The talented winemakers to look out for“: Porträtiert als einer von nur 6 Betrieben.
-Alberto Gil in ESPECIAL VINOS DE RIOJA: „Der Winzer, der in La Rioja Baja flüstert - Carlos Mazo arbeitet daran, die Identität seiner Weine in Aldeanueva zu definieren: typische und leicht zu trinkende Garnachas. Carlos Mazo ist eine Art von Asterix im römischen Gallien. Ein Winzer mit nur sechs Hektar – in einer der Städte, Aldeanueva de Ebro, wo die Pro-Kopf-Anbaufläche der Winzer die größte in Rioja ist …“
-Auszug aus dem Buch „Rioja: Vinos Silencios“ von Antonio Remesal Villar: „… es wird nicht einfach sein, Carlos Mazo auf Messen oder anderen Partys zu finden, daher empfehlen wir ein gutes Gespräch mit dem Winzer bei einem Besuch am Weingut. Hören Sie zu und genießen Sie authentische und ehrliche Weine, Village-Weine aus der Rioja Oriental, so wie es vor einigen Jahrzehnten noch der Brauch war.“