Kalifornienreise - Tag 1

Josef Schreiblehner
2018-04-30 10:28:00

MARIO BAZAN

Unser erster Besuch führte uns zu Mario Bazan und seiner Gloria. Mario hat einst für Joseph Phelps, Mondavi / Opus One und Stag’s Leap gearbeitet und war beispielsweise der erste Vineyard Manager des legendären To Kalon Vineyard. Heute hat er eine Vineyard Management Company und betreut zahlreiche Weinberge von Kunden im ganzen Tal. Wenn man mit diversen Winemaker und Winzerkollegen über in spricht, kommt jeder ins Schwärmen ob seines enormen Fachwissens, Fleiß, Zuverlässigkeit und seiner ruhigen, unaufdringlichen Art. In der Tat ist er sehr bescheiden und redet kein Wort zu viel.

Rund um sein Haus am Stadtrand von Napa hat er Weinberge angelegt und vor einigen Jahren begann er eigene Weine daraus zu vinifizieren. Bis vor kurzem hat der großartige Winemaker David deSante die Weine viniziert, seit heuer macht dies Kian Tavacoli, ein Freund und Schüler von deSante. Während der Mario Bazan Cabernet Sauvignon Napa Valley zum großen Teil aus eigenen Weinbergen stammt, mit einer kleinen Portion aus dem kühlen Coombsville, kommen die Trauben für den Rama Cabernet Sauvignon von Weinbergen  seiner Kunden. Sie können sich vorstellen, dass er nur das beste Traubenmaterial dazukauft.
Der Rama ist ein attraktiver Cabernet Sauvignon zu einem fairen Preis für Napa Valley Verhältnisse, mit herrlicher Cassisfrucht, Schwarzkirschen, Röstaromen, ein Hauch Kräuter, auch rote Früchte und Spices. Der Mario Bazan Cabernet ist noch kräftiger, komplexer, strukturierter, druckvoller, engmaschiger, mit feiner Frische. Exzellent.
Wir verkosten im Büro, an einem Klapptisch. Alles ist sehr bescheiden, aber auch sehr sympathisch. Das ist eine andere Napa Welt, einfach, gut, menschlich, ohne Luxus.

ACUMEN WINES

Um 11 Uhr erwartete uns Henrik Poulsen von Acumen Wines in einer nobel eingerichteten Weingalerie in Downtown Napa. Mit Henrik arbeitete ich einst einige Woche im Keller von Newton Vineyards, das ist schon fast 20 Jahre her. Er wollte damals nur 1 Jahr im Napa Valley bleiben. Er ist immer noch da. Viele Erfahrungen hat er gesammelt und schließlich ist er bei Acumen als General Manager gelandet. Denis Malbec, einst Weinmacher auf Chateau Latour und später sehr erfolgreich in Kalifornien tätig, war sein Freund und Vertrauter. Er hat ihn auch zu Acumen geholt. Nach dem tragischen Verkehrstod von Denis Malbec hat auch Henrik Acumen verlassen um Consulting Tätigkeiten nachzugehen und sein eigenes Projekt „Release Wines“ voran zu bringen. Er wurde jedoch ein Jahr später vom Acumen Besitzer als General Manager zurückgeholt.
Acumen hat vor einigen Jahren Weinberge weit oben im Atlas Peak erworben, später noch zwei Parzellen, noch höher gelegen, dazu gekauft. Das ist eine großartige Lage dort oben. Der Großteil der Trauben wird an namhafte Kunden verkauft. Ein kleiner Teil wird selbst vinifiziert. Und diese Weine sind eine andere Napa Welt, dann sie haben eine enorme Frische, Mineralität, Speichelfluss, dennoch reife Tannine. Das ist hochspannend. Zudem sind die normalen Weine, eine rote Cuvee und ein Cabernet Sauvignon verhältnismässig preiswert.

WHITE ROCK VINEYARDS

Um 16 Uhr schlugen wir bei White Rock Vineyards auf. Das Weingut liegt im Sody Canyon, zwischen Stag’s Leap District und Atlas Peak. Es ist ein kleines Seitental, ein eigener Kosmos. Hier besteht der Boden aus vulkanischer Asche, über die Jahre zu gepresstem Tuff geworden. Christopher Vandendriessche empfängt uns und ich kann schon eines vorwegschicken, Christopher ist ein fantastischer Winzer. Wir haben uns schon letztes Jahr kennengelernt und letzten Sommer hat er uns per Zufall in unserem Heim mit seiner Familie besucht. Wir haben uns stundenlang über Wein unterhalten und er kennt sich extrem gut aus, auch in Europa. Das kann man auch in seinen Weinen schmecken. Die Chardonnays haben eine großartige Lebendigkeit, Frische, Eleganz, mineralischen Drive, sehr speichelflussanregend. Schon der normale Chardonnay ist extrem gut, der Top-Chardonnay Bracia ist famos. Bei den Rotweinen sollte man keine Angst vor Tanninen haben. Sie sind frisch, knackig, fast untypisch für Napa Valley, aber doch mit der kalifornischen Frucht, mineralischer Drive, mouthwatering. Die Weine schmecken so einzigartig, das ist mit nichts und niemanden vergleichbar.

Letzten Sommer wurde das Weingut von den Waldbränden schwer getroffen. Das Privathaus der Eltern ist komplett abgebrannt. Auch ein Teil des Kellers hat schaden genommen, just der Teil, in dem das Weinarchiv des Weinguts untergebracht war. Das Fasslager und auch die Reben haben jedoch nichts abbekommen und das Weingut wird wieder auferstehen. „We will rise from these ashes.“, meint Christoper. Die Trauben der 2017er Weine wurden vor dem Feuer gelesen und reifen in den Fässern. An das Feuer wird man sich wohl in Jahrzehnten erinnern, an die Qualität der 2017er White Rock Weine vermutlich auch, denn die ist gewaltig gut.

Ich kann schon vorwegschicken, dass es White Rock Weine wohl schon bald bei uns im Sortiment geben wird.


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