Der LIEBLINGS-CHAMPAGNER von PAULA BOSCH

Josef Schreiblehner
2021-01-14 11:16:00

Im Magazin der SZ vom 30.12.2020 verrät die Sommelière Paula Bosch Ihren Lieblingschampagner und gibt Hintergrundinformationen zum Champagner-Genuss. Hier ein Auszug aus dem Interview "Champagner soll man kippen, nicht nippen" von S. Schneider:

"(…) denn ein guter Champagner, der handwerklich erzeugt wurde, hat eine eigenständige Persönlichkeit und ist nicht verwässert, Natur und Klima beeinflussen seinen Geschmack, vor allem aber ist der Boden in der Champagne sehr reich an Kalk, das verleiht ihm seine besonderes Qualität und Charakteristik. Auch wenn sie nicht jeder sofort schmeckt, weil man sich vielleicht nur zu Silvester eine Flasche gönnt, sage ich dennoch: Per se mag individuell hergestellter Champagner nicht besser sein, in der Regel aber schon.

Was macht guten Champagner so teuer? 
Er muss nicht teuer sein. Dennoch steckt viel Arbeit dahinter. Stellen Sie folgendes vor: Von einem Weißwein kriegen Sie alle zwölf Monate einen neuen Jahrgang, von gutem Rotwein vielleicht alle zwei Jahre. Guter Champagner dagegen lagert mindestens sechs Jahre, die Flaschen müssen über Wochen täglich auf einem Rüttelpult um eine Vierteldrehung bewegt und die Flasche langsam aufgestellt werden, damit sich die Hefe die sich am Flaschenboden sammelt, gleichmäßig verteilt. Durch die jahrelange Reifung auf der Hefe entstehen die Bläschen. Je kleiner und somit zahlreicher sie sind, desto wertvoller wird der Champagner, denn genau das macht den Geschmack aus: Drängen sich viele Bläschen aneinander, hinterlassen sie am Gaumen ein angenehmes Kribbeln. Um also immer den Markt bedienen zu können, haben allein Dom Perignon oder Krug viele tausend Flaschen als Reserve für die kommenden Jahre im Keller. Darum sind Städte wie Reims oder Eparnay auch total unterkellert. Man geht über der Erde buchstäblich über Champagnerflaschen.

(…)

Stimmt es, dass Deutscher Sekt mal teurer war als Champagner? 
Ja, im 19. Jahrhundert war er bedeutender und teurer. In Frankreich darf man das gar nicht sagen, aber der Champagner kommt eigentlich aus England, dort hat man die Flaschen bereits mit Korken verschlossen, als die Franzosen noch luftdurchlässige, ölgetränkte Hanfpropfen verwendeten. Das Verdienst des französischen Mönchs Dom Perigon liegt darin, dass er in seiner Abtei in Hautvillers, die Qualität des Mischens verschiedener Rebsorten aus unterschiedlichen Lagen entdeckt und der Champagner dadurch eine viel bessere Qualität erreicht hat. Heute ist der Begriff Champagner weltweit geschützt wie Fort Knox, ihn zu missbrauchen kann sehr viel Geld kosten, denn weltweit hüten ihn Tausende von Anwälten.

Wieviel Geld muss ich mindestens ausgeben, wenn ich einen guten Champagner will? 

Meine derzeitigen Lieblingschampagner, Pouillon, ein kleiner Winzerchampagner, und Pol Roger brut, ein Markenchampagner. Beide kosten etwa 35 Euro. Wer sie nicht im Geschäft findet, kann sie online bestellen.

Warum sind die verhältnismäßig günstig? 
Weil diese Produzenten klein sind, nicht viel Geld für Werbung, Verkauf und vor allem Marketing ausgeben.

Dieses Jahr werden zu Silvester wegen Corona die Menschen nicht auf der Straße mit Champagner aus Pappbechern anstoßen. Das freut Sie, oder? 
Natürlich. Denn Champagner oder Schaumwein muss aus Gläsern getrunken werden. Aber nicht aus Gläsern, die die From von Flöten haben, die lassen den Perlen zu wenig Raum, auch nicht aus Schalen, denn die weite Öffnung lässt die Perlen sofort entweichen. Die besten Gläser haben eine Tulpenform. Es ist geradezu betörend, welche Erfrischung das dann im Gaumen mit sich bringt. Und es gilt der Satz: Champagner soll man kippen, nicht nippen. Jetzt nicht falsch verstehen, aber größere Schlucke bedeutet auch mehr Genuss.

Welchen Champagner oder Schaumwein trinken Sie zu Silvester? 
Das entscheide ich kurzfristig. Nur eines steht fest: Ich werde auf keinen Fall zu wenig davon trinken."


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