Abstecher ins Kamptal, Kremstal und in die Wachau

Josef Schreiblehner
2013-04-26 11:12:00

Am 11. April 2013 machte ich einen kurzen Ausflug ins Kamptal um die ersten 2012er Weine zu verkosten. Der Jahrgang scheint wieder sehr gut zu sein, allerdings fallen die Rieslinge großteils deutlich schlanker aus als im Vorjahr. Vielleicht war es noch etwas früh, denn die meisten Weine wurden noch gar nicht oder erst vor kurzem gefüllt. Auf alle Fälle muss ich sagen, dass Martin und Anna Arndorfer wahnsinnig gute Weine im Keller haben, die werden immer besser. Wir verkosteten uns durch die Fässer und ich kann nur sagen: freuen Sie sich jetzt schon auf den Genuss dieser Weine!












Martin Arndorfer und sein Vater Franz, äußerst sympathische und nette Leute, sowie leidenschaftliche Winzer

Von den 2012er von Jurtschitsch konnte ich noch nicht viel probieren, aber GV Löss und Stein sind ein großes Versprechen für die Lagenweine. Auch die Rotweine präsentierten sich in toller Form, allen voran Rotspon.

Ein toller junger Winzer mit herrlich fruchtigen Weinen ist Hannes Reithmaier aus Gobelsburg, er ist eigentlich weitgehend unbekannt, denn er hat kaum einen Händler. Sein leichter Veltliner Cavallo genannt, ist dieses Jahr so gut wie ich ihn noch nie verkostet habe. Der mittlere Veltliner aus der Lage Spiegelberg zählt wie jedes Jahr zu den besten Kamptaler-Vertretern seiner Art. Ganz großartig gelungen ist ihm auch der Grüne Veltliner Reserve, den ich noch stärker einschätze als den famosen 2010er dieses Weines. Da ich im Herbst schon die extrem leckeren vollreifen Trauben dieses Weines gekostet bzw. verschlungen habe, wundert mich dieses fantastische Resultat ganz und gar nicht. Aber auch die Rotweine Zweigelt Reserve, Pinot & Friends und allen voran St. Laurent Windfang sind extrem gut.
Bild: Der sympathische und bescheidene Hannes Reithmaier in seinem neuen Präsentationsraum

Barbara Öhlzelt aus Zöbing hat auch wieder sehr gut gearbeitet. Die Rieslinge Seeberg (etwas leichter als der großartige 2011er), Heiligenstein und Kogelberg (80 Jahre alte Reben) sind sehr gut gelungen. Mein Favorit ist jedoch der Grüne Veltliner Schwillinsky Grün (spontan vergoren). Witzig und interessant ist der Weißburgunder Toasted, der in einem getoasteten Barriquefass vergoren und später ohne Malolaktik in Edelstahl ausgebaut wurde. Besonders gefallen hat mir die Fahrt durch die Weinberge. Die winzige, alte Parzelle am Kogelberg muss man gesehen haben, ansonsten glaubt man es nicht. Vielleicht 800 Flaschen wird es von diesem Wein geben. Den betriebenen Aufwand darf man nicht rechnen, finanziell lässt sich das nicht darstellen, besser verbucht man es auf dem Konto Leidenschaft. Neben der Lage Heiligenstein war auch Seeberg sehr interessant. Dieser Teil wurden von den älteren Zöbingern Blauenstein genannt. Jetzt wissen wir auch warum, denn bei Baggerarbeiten kam tatsächlich blauer Schiefer zum Vorschein.









 

 





Links und rechts oben: Blauer Schiefer in der Lage Seeberg-Blauenstein; Links unten: Barbaras eng bestockte Parzelle mit 80 Jahre alten Riesling Stöcken in der Lage Kogelberg; Mitte unten: Die Steilheit des Heiligenstein; Rechts unten: Der Blick vom Heiligenstein über den Ort Zöbing zum Kogelberg

Drei Wochen zuvor war ich bereits bei Franz Proidl in Senftenberg (Kremstal), bei der Domäne Wachau und bei Andreas Gattinger (Wachau). Die Weine der Familie Proidl benötigen immer etwas länger, denn sie gären sehr langsam und lange. Aber wenn sich die Qualität der Einstiegsweine, die ich schon verkosten konnte, auf einem noch höheren Niveau auf die Lagenweine übertragen lässt, dann sollte man sich den Keller mit 2012er Proidl Weinen voll machen. Den Wein von Junior Patrick, aus einer alten Riesling Parzelle der Lage Rameln, konnte ich schon verkosten. Er wird im 500 l Eichenfass ausgebaut, ähnlich wie das auch von Winning macht. Mein Interesse daran habe ich schon deponiert, mehr will ich dazu gar nicht sagen. Franz war so nett und hat sich etwas Zeit genommen. Er fuhr mit mir durch die Weinberge und es war ein unvergessliches Erlebnis! Sie können sich nicht vorstellen wie steil es im Ehrenfels ist! Aber auch die Lagen Rameln, Pellingen, Hochäcker und Pfeningberg haben wir besichtig – sehr impossant. Bild: Franz Proidl hoch oben in den Weinbergen, im Hintergrund die Senftenberger Burg

Die 2012er Wein-Serie der Domäne Wachau scheint mir sehr gut gelungen zu sein. Mein Favorit war Riesling Smaragd Kellerberg, aber auch Riesling Smaragd Achleiten, Riesling Federspiel Bruck, Grüner Veltliner Smaragd Terrassen, GV Smaragd Pichlpoint und Traminer Setzberg haben mir sehr gut gefallen.

Andreas Gattinger aus Weissenkirchen hat im Keller weiter investiert und kann mittlerweile alles Chargen temperaturkontrolliert verarbeiten. Ich kenne die Weine schon viele Jahre, aber der 2012er Jahrgang stellt für mich alles in den Schatten, was Andreas bisher abgefüllt hat. Ein großes Vergnügen ist der Grüne Veltliner Federspiel Weitenberg, er strahlt nur so. Auch die Rieslinge sind sehr gelungen. Federspiel Terrassen ist fein und ausgewogen. Riesling Cecilia, der von steinigen Böden kommt, ist dieses Jahr nicht ganz durchgegoren und muss daher die Bezeichnung lieblich tragen. Da jedoch die Mineralität des Bodens im Wein sehr stark zum Ausdruck kommt, wird die Süsse sehr gut abgepuffert. Das Resultat ist, verzeihen Sie mir den Ausdruck, richtig lecker! Die Smaragde Grüner Veltliner Weitenberg und Riesling Steinriegel ruhen noch im Edelstahl, aber eines sei hier schon verraten: Das sind Weine zum Reinlegen – traumhaft!
Bild: Der Blick vom Weitenberg auf das Haus der Gattingers (halblinks, mit Schutzmauer davor)

Am 27. und 28. April 2013 ist der Kamptaler-, Kremstaler- und Traisentaler Weinfrühling, da geht der Verkostungreigen weiter. Eine Woche später am 4. und 5. Mai 2013 geht es dann zum Wachauer Weinfrühling und Tour de Vin der Traditionsweingüter.

 

Bildquelle: Josef Schreiblehner


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