Harm Andreas & Maria

Oft entstehen die besten Dinge durch Zufall... Meine Schwägerin Karin rief mich eines Tages an. Ihre Sandkastenfreundin ist mit einem jungen Bio-Winzer verheiratet, der Spitzenlagen aus der Wachau bewirtschaftet. Ich soll ihn doch einmal anrufen. Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, griff ich am nächsten Tag zum Telefon.

Was ich da hörte, gefiel mir, sehr sogar. Die besten Lagen der Region, biologisch bewirtschaftet, spontan und langsam in einem kühlen Keller vergoren und in großen, alten Holzfässern ausgebaut - das musste ich mir ansehen! Einige Tage später stand ich an einem heißen Spätsommertag gemeinsam mit Andreas Harm am Wachtberg oberhalb von Krems, am Dürnsteiner Kellerberg und ein paar Meter weiter in der Hollerin. Die Hollerin also auch, die ich immer schon so heiß liebte! Die Trauben aus dieser Lage hatte viele Jahre der bekannteste Winzer der Wachau bekommen. Da dieser jedoch nicht biologisch arbeitete, verlängerte die Bio-Winzerin und Besitzerin des Weinbergs den Pachtvertrag mit dem Starwinzer nicht mehr. Die Winzerin Theresa Harm-Schmidl, im Übrigen die Tochter des bekannten Wachauer Laberl (eine rustikale Form der Semmel) Bäckers, ist mit dem Bruder (Stephan) von Andreas Harm verheiratet. Da die gegenseitige Wertschätzung sehr hoch ist, konnte er diesen Weinberg - und auch die Lage Kellerberg - von ihr pachten. Die Verkostung der Weine zauberte ein Lächeln in mein Gesicht! Ruhig, zurückhaltend, enorm komplex, kraftvoll, sehr mineralisch, straff, voller Spannung und Länge – Weine wie ich sie mag! Eigentlich entscheide ich eine Zusammenarbeit nicht so spontan, aber ich sagte sofort zu und bestellte, auch weil die menschliche Komponente von Anfang an passte.

 

Andreas Harm ist eigentlich Bio-Weinbauberater bei der Landwirtschaftskammer. Interessierte Winzer können über die Kammer auf sein Wissen und seinen Erfahrungsschatz zurückgreifen. So kommt es, dass sehr viele bekannte Topwinzer Andreas Harm gut kennen, da er sie bereits beraten hat. Erfahrungsschatz? Der Kerl ist gerade Mal 30! Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren stapelten sich auf seinem Schreibtisch diverse Bodenproben, die er mit Begeisterung sammelte. Nicht umsonst nannte ihn seine Familie damals Erdwurm.

Ein Weinbau-Studium an der Boku (Universität für Bodenkultur in Wien) war die logische Folge. Zum Thema Bio-Weinbau meint Andreas Harm: „Wir sind überzeugt, dass die biologische Wirtschaftsweise das beste Werkzeug darstellt, um authentische Weine mit Charakter und Individualität generieren zu lassen.“ Im Keller „machen“ die Harms Ihre Weine nicht, sie „lassen sie werden“.

Der Keller ist hauptsächlich das Reich von Bruder und Partner Michael, im eigentlichen Beruf Betriebsleiter einer großen Landwirtschaft in Rumänien. Dabei kommt den Brüdern eigene Erfahrungen junger Jahre zu Gute, denn bereits als Teenager durften sie im elterlichen Weinkeller nach Herzenslust experimentieren. Überhaupt halten die insgesamt vier Harm-Brüder und ihre Familien zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Der tragische Tod ihres Vaters im Jahr 2010 hat sie noch mehr zusammengeschweißt. Mutter Walpurga ist stolz auf Ihre Jungs, und das völlig zu Recht.

Interessant ist auch das langfristig angelegte Projekt „Harmweingarten“. Hierbei sollen zwischen den Rebzeilen in Zukunft wieder Gemüse, Kräuter und Früchte wachsen, wie es früher einmal selbstverständlich war. Sollten Sie einmal in der Gegend sein, planen sie einen Besuch am Bio-Heurigen (von der Mama hausgemachtes Bauernbrot!) des jüngsten Bruders David Harm in Krustetten ein. Dort genoss ich das beste Heurigen-Essen meines Lebens!