Leognan

Es ist immer wieder erstaunlich, was man in Bordeaux so entdecken kann. Letztes Jahr (2016) wurde ich per Zufall auf ein kleines Weingut aus Pessac Leognan aufmerksam, mit Weinbergen in bester Lage, mit berühmten Nachbarn und mit der Appellation im Namen: 

Der kleine Weinberg des Château Léognan liegt im Herzen eines malerischen Anwesens, umgeben von wilder Natur und geschützt vor den Launen des Atlantiks durch Pinienwälder.

Obwohl hier schon im späten 19. Jahrhundert erstmals Reben auf Sand-Kiesel-Böden gepflanzt worden waren, trat Château Léognan als Weingut lange Zeit nicht in Erscheinung. Die Rebflächen wurden von der benachbarten Domaine de Chevalier bewirtschaftet, die den Ertrag zu Grand Cru Classé vinifizierte.

Das Château selbst, einst ein pulsierender Treffpunkt für Künstler und Literaten, verfiel mehr und mehr. Im Sommer 2007 schließlich präsentierte es sich mit löchrigem Dach, zentimeterhohem Regenwasser in den Räumen und zerbrochenen Fensterscheiben. In diesem Zustand besichtigten es Philippe und Chantal Miecaze und sie erkannten darin die Herausforderung, die sie gesucht hatten. Sie renovierten und revitalisierten das alte Gebäude, bauten Anlagen für die geliebten Pferde der Familie, richteten wunderschöne Gästezimmer ein und installierten ein heute in der Region sehr beliebtes Restaurant. Natürlich kam auch die Ausstattung im Weinkeller nicht zu kurz.

Ebenfalls wiederhergestellt wurde eine kleine Kapelle. Dabei entdeckte die Familie Miecaze auf dem Boden der Kapelle eine Symbol mit zwei Vögeln, die aus einem Kelch trinken. Es steht für Wiedergeburt und Leidenschaft, was heute das Motto des Weinguts ist. Das Symbol findet sich auf den Etiketten der Flasche wieder.

Die Rebflächen präsentierten sich jedoch von Anfang an in einem fantastischen Zustand. Die Weinberge wurde 1989 vom Team des Nachbarweinguts DOMAINE DE CHEVALIER neu bepflanzt. Deren Besitzer Olivier Bernard ist einer der allerbesten Winzer in Bordeaux und ein Aushängeschild für die Appellation Pessac Leognan. Auf Domaine de Chevalier wurden die Rebfläche für den Grand Vin verwendet.

Die Reben sind also heute etwa ein Viertel-Jahrhundert alt. Nur 6 ha stehen hier unter Reben, 70 % Cabernet Sauvignon und 30 % Cabernet Franc. Der Boden besteht hier aus Sand und weißem Kiesel.
Im Weinberg wird sehr sorgfältig gearbeitet, zum Teil auch mit dem Einsatz von Pferden. Gelesen wird per Hand, Parzelle für Parzelle, mit doppelter Sortierung. Jede Parzelle wird auch im Keller separat vinifizert, mit Hilfe von kleinen, temperaturkontrollierten Edelstahlbehältern. Der Ausbau erfolgt für 12-14 Monate in sehr genau ausgesuchten Barriqes, ca. 40 % davon sind neue Fässer. Pro Jahrgang werden im Durchschnitt nur 2500 Kisten erzeugt. Ein guter Teil davon wird am Weingut selbst verkauft. Obwohl er es finanziell nicht nötig hat, leitet Philippe Miecaze die Arbeit im Weinberg und im Keller selbst. Schließlich hat er sich mit dem Weingut seinen Lebenstraum verwirklicht und es macht ihm einfach Spaß. Spaß machen auch die Weine, ein fülliger, saftiger Stil mit ordentlich Sex-Appeal. Liebhaber von Cabernet Sauvignon geprägten Weinen und von Pessac Leognans werden hiermit eine Freude haben.