Lancelot-Pienne

Gilles Lancelot ist ein netter, ruhiger Mann, der auch bei seinen Kollegen sehr beliebt ist. Als ich das erste Mal seine Champagner verkostete, war ich sofort sehr angetan. Scheinbar war ich ihm auch sympathisch, denn er meinte gleich: „Allez!“. Losgelegt mit seinen Champagner zu arbeiten habe ich jedoch erst ein Jahr später, aber dafür mit umso größerer Begeisterung!

Im Laufe der letzten Jahre habe ich sehr viele Winzer-Champagner verkostet. Dabei stellte sich heraus, dass mir der Ausdruck der Champagner aus Cramant besonders gut gefällt. Und genau das ist es was die Champagner von Lancelot-Pienne ausmachen: Chardonnay aus den Weinbergen von Cramant, ungeschmickt in die Flasche gefüllt! Kein Holzeinsatz, keine hohen Dosagen – ein purer, unverfälschter, mineralischer Abdruck des Terroirs!

Die Geschichte des Gutes hat seinen Ursprung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Jean-Baptiste Lancelot, im Brotberuf Chef der Weinberge beim Champagner-Haus Mumm, seinen ersten Weinberg kaufte. Nach dem zweiten Weltkrieg brachte dessen Sohn Jean erstmals eigene Champagner auf den Markt. Er heiratete die Winzertochter Brigitte Pienne und so entstand 1967 das Weingut wie es noch heute existiert: Lancelot-Pienne.

Gilles Lancelot leitet die Geschicke seit 2005, nachdem er kurze Zeit Lehrer an Lycee Vinicole in Avice war. Das Weingut befindet sich heute in wunderschöner Lage, mit großartigem Ausblick auf die Weinberge, mitten in Cramant, in der ehemaligen Kellerei von Mumm. 8,3 ha Rebflächen stehen zur Verfügung, die Hälfte davon befindet sich an der Cote de Blanc in den Dörfern Cramant, Avize und Chouilly. Die andere Hälfte liegt südlich von Epernay im Valle de la Marne in den Dörfern Monthelon und Mancy.

Im Weinberg wird möglichst natürlich gearbeitet, lutte raisonnée nennen das die Franzosen. Die Weine werden in Edelstahl oder Emaille ausgebaut, auf Holz wird komplett verzichtet. “I prefer something light and delicate, something more pure and mineral-focused. Oak changes the aromas.”, sagt Gilles zu seinem bevorzugten Stil. Die Grundweine durchlaufen die Malolaktik und bleiben relativ lange auf der Feinhefe. Die Reserve Weine werden in Soleras gelagert, was auch eine gleichbleibende Qualität sichert.

- Gerhard Eichelmann in seinem großartigen Buch „Champagne“, das sogar ins Französische übersetzt wurde: „Die Champagner von Gilles Lancelot sind alle sehr ausgewogen und harmonisch, meist geprägt vom Chardonnay der Cote des Blancs, zeigen dezent salzig-mineralische Noten. Sie passen hervorragend als Aperitifchampagner, aber auch zu Meeresfrüchten und Fisch, die Jahrgangschampagner können auch ein ganzes Essen begleiten.“

- Champagner-Spezialist Peter Liem, Amerikaner mit Wohnort in der Champagne: “Lancelot-Pienne’s champagnes are clean and vibrant, combining a ripe depth of fruit with prominent expressions of minerality. While the non-vintage wines offer a good deal of drinking pleasure, the vintage cuvées are a clear step up in terms of finesse, complexity and refinement.”

- Christian Göldenboog & Oliver Rüther im wunderbaren Buch „Die Champagnermacher“: „In und um Cramant herum, es kann nicht oft genug erwähnt werden, ist der neueste Trend unter Winzern, die etwas auf sich halten, den Chardonnay im Holzfass auszubauen: In dieser Domäne, gegründet 1967 von Albert Lancelot, weigert man sich, diesem Zeitgeist zu folgen. Glücklicherweise, denn unter Kellermeistern gelten die Grundweine von Cramant als delikat und diskret-floral: nicht so wuchtig wie Chouilly und Avize, nicht so verschlossen wie Oger und Mesnil. Diese Eigenschaften versucht man hier in den Weinen zu konservieren; kein Wunder also, dass der ruhige Gilles Lancelot, ein Önologe, in den letzten Jahren verstärkt auf sich aufmerksam gemacht hat.
Die Champagner sind durchweg klar, mineralisch, subtil und, sehr wichtig, schnell oder langsam zu trinken.
Keine Frage, dieser Gilles Lancelot seht auf der Newcomer-Beobachtungsliste sehr weit oben.“